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Alles ist möglich, Lektion erteilt!
Ich bin der Ansicht, dass alles möglich ist, was man sich wünscht und wenn das nicht der Fall ist, hat man seine Wünsche nicht konkretisiert oder es ist nicht gut für sich.
Schon im Jahr 2000 als junge Frau war mein Leitsatz: „Alles ist möglich und jeder Widerstand bekräftig mich dazu, dass ich in Kürze den doppelten Erfolg haben werde.“ Immerhin habe ich mich als Rechtsanwaltsgehilfin mit 26 Jahren und 70.000 EUR Schulden mit einem Büro- und Rechtsanwalt-Service selbstständig gemacht. Hinzu kam, dass ich im den neuen Bundesländern, oder heute sagt man ja wieder „Osten“ dazu, aufgewachsen bin ohne Geld oder irgendwelche westlichen Weisheiten.
Also holte ich alles nach, was meinen Verhältnissen zufolge nachzuholen ging. Ich las etliche Erfolgsbücher, ging auf Motivationsseminare, selbst wenn ich mir diese eigentlich leisten konnte, verbog voller Elan in einer Art transzustand sogar einen Löffel, lief zweimal über heiße Kohlen – ja, um mir zu beweisen, dass ich es kann, mich selbstständig zu machen und Erfolg zu haben.
Damals schrieb ich mein erstes Sachbuch über Mobbing, weil mich dieses Schicksal als junge Frau leider ereilt hatte. Sicherlich, den Buchtitel hätte ich besser wählen können, denn „gnadenlose Erfolge“ ist doch wirklich weit übertrieben. Und die Tippfehler … nun ja, ich war 26 Jahre alt und musste das Autorengeschäft erst lernen, habe alles alleine geschrieben und verlegt. Nichts desto trotz konnte ich mit diesem Buch vielen meiner Kanzleimitarbeiterkollegen zu Erfolg verhelfen, manche haben sofort gekündigt und sich eine anderen Job gesucht, manche haben unschöne Dinge mit ihrer Familie bereinigen können, manche haben einen Wunsch weiter verfolgt, manche haben sich scheiden lassen und eine neue Liebe gefunden, einige haben es immer noch im Schrank stehen. Schön.
Allerdings wurde mir gleich in jungen Jahren eine Lektion erteilt.
In einem Mietrechtsstreit hätte ich eigentlich gewinnen können, so jedenfalls mein Anwalt, von dem ich mich damals vertreten ließ. Leider verlor ich den Rechtsstreit.
Ziemlich mitgenommen packte ich meine Tasche, mein Anwalt hatte sich bereits verabschiedet, und nur noch die Richterin und ich waren im Sitzungssaal. Als ich gehen wollte meinte sie beiläufig: „Sehen Sie, es ist doch nicht alles möglich.“
Ich drehte mich um und sah sie verdutzt an. „Wie bitte?“
„Nun Frau Halt,“ fuhr sie fort, „ich wollte Ihnen nur mal zeigen, dass doch nicht alles möglich ist. Auch ich habe Ihr Mobbingbuch gelesen und da schreiben Sie doch, dass alles möglich sei. Ich wollte Ihnen heute mal beweisen, dass dem nicht der Fall ist.“
Damals wusste ich nicht, was ich darauf sagen sollte. Sie war Richterin, ich hatte niemanden, der das noch gehört hat, nur wir beide waren noch im Raum.
Ich verließ den Saal und ärgerte mich sehr lange Zeit darüber.
Heute würde ich mich bei ihr bedanken, in den Himmel schauen und fragen: „Du machst das schon, stimmts?“, wohlwissend, dass jeder das, was er weggibt, wieder zurückerhält. Nicht immer auf dieselbe Weise, aber er erhält es zurück.
Möge es ihr gut gehen.
Mit dem: „Du machst das schon, stimmts?“ sind keine negativen Wünsche verbunden, vielmehr ist es eine Beruhigung für einen selbst, dass die höhere Macht dies wahrgenommen hat und fortan dafür sorgen wird, dass man seinen vorbestimmten, positiven Weg weiterhin verfolgen kann und alles Unnütze einfach vergisst. Sofern man es zulässt!
Und wenn ich ehrlich bin, finde ich das Gesagte der Richterin heute sogar gut. Denn wäre mir das nicht passiert, hätte ich heute nicht darüber schreiben können. Möge es ihr gut gehen. LOVE
Herzlichst Konstanze, Prora im Oktober 2024
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